23.11.2023

Die höchste Auszeichnung im Land: Manfred de Vries erhält das Bundesverdienstkreuz

Bad Nauheim

Vor 26 Jahren ist Manfred de Vries in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde gewählt worden, seit 2016 ist er ihr Vorsitzender. Am Donnerstag ist ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden.

Es seien gerade sehr schwere und harte Zeiten für jüdische Menschen. Man habe durch den Terror der Hamas 1200 Bürger in Israel verloren und lebe in Zeiten des Hasses, erklärte Manfred de Vries. Den 21. November bezeichnete der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim aber für sich als Tag der Freude. Denn im Bad Nauheimer Rathaus wurde ihm am Dienstag das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Es sei die höchste Auszeichnung in diesem Land, betonte Staatsministerin Lucia Puttrich, die eine bewegende Laudatio hielt. Dabei war es ein Herzenswunsch von Manfred de Vries, dass die feierliche Ehrung nicht in der Staatskanzlei in Wiesbaden, sondern in der Kurstadt über die Bühne ging. Dort fanden sich auch seine Ehefrau und viele Familienmitglieder ein.

Haltung und Richtung weisen

Das freute auch Bürgermeister Klaus Kreß, der zahlreiche Ehrengäste im Rathaus begrüßen konnte. Manfred de Vries sei ein Mann, »der nachdenkt, bevor er etwas sagt«, meinte Kreß. »In dieser ruhigen, besonnenen Art führen Sie Ihre Gemeinde durch eine der schwersten Zeiten, die Juden in der jüngeren Geschichte erleben mussten, in Israel, weltweit und auch bei uns in Deutschland. Als Stadt stehen wir fest an Ihrer Seite und sind froh, dass die jüdische Gemeinde einen Vorsitzenden hat, der ihr Haltung gibt und Richtung weist«, sagte der Bürgermeister und fügte an: »Jüdisches Leben in Deutschland wieder möglich zu machen, war das Lebensmotto Ihrer Eltern, beide KZ-Überlebende, und es ist auch Ihr Motto.«

Ein Bundesverdienstkreuz überreichen zu dürfen, sei schon unter normalen Umständen etwas Besonderes. »Nun sind es alles andere als normale Umstände. Der feige und barbarische Terroranschlag der Hamas hat uns bis ins Mark erschüttert. Das Grauen lässt sich kaum in Worte fassen. Und auch für jüdische Menschen in Deutschland ist seit diesem furchtbaren Tag nichts mehr, wie es war«, erklärte Luisa Puttrich und betonte gleichfalls, dass die Hessische Landesregierung fest an der Seite ihres Freundes und Partners Israel stehe. »Wenn uns die Ereignisse der letzten Wochen eines vor Augen führen, dann dass Ihr Engagement wichtiger und zugleich mutiger denn je ist.«

Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hat der einstige Bundespräsident Theodor Heuss im Jahr 1951 gestiftet. Die Auszeichnung wird seither vom Bundespräsidenten verliehen. Das vielfältige Engagement von Manfred de Vries würdigte Puttrich immer wieder als beispielhaft und vorbildlich. Er habe es sich zur Lebensaufgabe gemacht, jüdisches Leben in der Wetterau wieder zur Normalität werden zu lassen.

Beruflich tätig in der Finanzwirtschaft

Manfred de Vries ist der Sohn zweier Überlebender der Shoa. Sein Vater hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt, seine Mutter das Konzentrationslager Riga. In der Kindheit besuchte er die Schule in Recklinghausen, verbrachte die Jugendjahre dann an verschiedenen jüdischen Internaten in England. Er absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft in London und des Marketings in Stoke-on-Trent. 1975 zog er zurück nach Deutschland, fing in der Kundenkreditbank in Düsseldorf als Marktforscher an und wechselte dann für einige Jahre zur American Express Card Division Brighton und Frankfurt. Den Großteil seiner beruflichen Laufbahn bis zur Pensionierung im Jahr 2015 verbrachte er bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Nebenbei war er unermüdlich in seinen Ehrenämtern tätig.

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